Nach drei Jahren pandemiebedingter Pause war es Ende August endlich wieder so weit: das
Partnerschaftskomitee Bad Honnef – Berck-sur-Mer machte sich auf den Weg, unter der Reiseleitung
von Manuela Stenzel fünf Tage lang Lothringen neu zu entdecken. Schon der erste Halt an einer Sektkellerei in Leiwen an der Mosel war eine Überraschung. Nach einerFührung durch Keller und Produktion sowie einer ausgiebigen Verkostung der heimischen Tropfen ging es beschwingt weiter. Noch ein kurzer Stopp mit der Besichtigung des Archäologieparks
Römische Villa Borg und es ging weiter zum Standorthotel in Creutzwald. Der kleine Ort unweit der
deutsch-französischen Grenze war das Quartier für die nächsten vier Nächte.
Die folgenden Tage waren geprägt von 3 Werkstoffen: Kohle, Keramik und Glas. So fesselte ein ehemaliger Steiger die Mitreisenden mit seinen Erzählungen bei einer Tour durch die Bergbausiedlung der Zeche Wendel. Viele Jahrzehnte war die Kohle der wichtigste Wirtschaftsfaktor der Region. Die Geschichte der Kohleförderung, die Schicksale der Bergarbeiter wurden hier greifbar.
In Sarreguemines stand die Herstellung von Keramik für den Alltag bis hin zu kunstvollen handwerklichen Fayencen im Mittelpunkt. Die Gärten an der Blies luden ein, die Vielfalt und Wandelbarkeit
dieses Werkstoffs zu erfahren.
Das Musée Lalique in Wingen bot einen Überblick über einhundert Jahre Glaskunst. Kunstvolles und
Filigranes, Dekorationsgegenstände, Schmuck, Parfum und Kunst waren vielfältig in den Vitrinen zu
bewundern. Hier war Glas zum ersten Mal das große Thema.
Dieser Werkstoff blieb das bestimmende Thema bis zum Ende der
Reise. Nach der Gebrauchskunst und dem weltlicher Dekor in
Wingen ging es von da an um Glas im sakralen Bereich.
Sarrebourg lieferte die erste Begegnung mit dem Werk von Marc
Chagall. In der Chapelle des Cordeliers, der ehemaligen Franziskanerkapelle, steht man mit staunendem Blick vor dem zwölf
Meter hohen Friedensfenster. Immer wieder entdeckt man neue Seiten dieser gläsernen Geschichte von der Sehnsucht nach
Frieden. Sich davon loszureißen fällt schwer. Auch der riesige Wandteppich von Chagall im kleinen Museum der Stadt ist
diesem Thema gewidmet.
Samstags ist Markttag in Metz. Was liegt also näher, als am Samstag nach Metz zu fahren? Auf dem großen Marktplatz mit seinen unzähligen Cafés und Restaurants ringsum sind Kleidung und Schuhe,
Wäsche und Haushaltswaren unter freiem Himmel im Angebot. Die Markthallen bieten Wurst und
Fleisch, Obst und Gemüse, Gewürze und Käse, ein verlockender Duft zieht durch die Gänge. Für den
kleinen oder auch großen Hunger und den guten Tropfen dazu tun die Imbissstände ihr Bestes. So
gestärkt kann man sich mit dem kleinen Zug auf Entdeckungstour durch die Stadt machen, den Kopf
gut auslüften. Der Stephansdom in Metz bietet wieder Glaskunst in Hülle und Fülle. Die 6.500 m²
Glasmalereinen verhalfen der Kathedrale zum Beinamen „Laterne des lieben Gottes“. Neben Werken
von Chagall kann man hier auch die Werke vieler anderer Glaskünstler bestaunen.
Von Metz ist es nur noch ein Katzensprung nach Scy Chazelles. Robert Schuman, einer der Gründerväter
Europas lebte dort bis zu seinem Tod. Im Robert Schuman Haus kann man dem privaten und politischen
Leben dieses besonderen Menschen nachspüren. Gleich gegenüber in der kleinen Wehrkirche St.
Quentin hat Schuman seine letzte Ruhestätte gefunden.
Am folgenden Tag ging es wieder heim, allerdings nicht ohne einen Abstecher nach Tholey. Der
Besuch der Benediktinerabtei St. Mauritius mit den einzigartigen Kirchenfenstern von Gerhard
Richter und Mahbuba Maqsoodi bildete am Sonntag den krönenden Abschluss einer wunderbaren
Reise. Noch einmal sakrale Glaskunst par excellence.
Nach einer letzten Weinprobe an der Mosel war es nur noch eine kurze Fahrt zurück nach Bad
Honnef. Glücklich und voller Eindrücke blieb nur noch die Frage, wohin die Reise im nächsten Jahr
führen soll. Denn dass man wieder mitfahren wollte, darin war man sich einig.
(Text: Manuela Stenzel; Fotos: Hans-Eckhard Krüger, Manuela Stenzel)